Wirtschaftliches Umfeld
Wenn auch das wirtschaftliche Wachstum in der Eurozone in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2022 noch durchwegs gut ausgefallen ist – im 2. Quartal 2022 wurden noch 0,8 % im Quartalsvergleich berichtet – so war das 3. Quartal der Moment einer ersten Schwäche, geprägt durch ein Wachstum von nur noch 0,3 % im Vergleich zum Vorquartal.
Als Marktteilnehmerin wird die Geschäftstätigkeit der VIG von der Entwicklung makroökonomischer Faktoren – unter anderem Arbeitslosenrate, BIP-Entwicklung und Inflation – beeinflusst. Die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine, die massiven Anstiege der Energiepreise und die immer noch beeinträchtigten Lieferketten sind die Treiber der Inflationsentwicklung, die gegen Ende des Jahres 2022 ihren Höhepunkt erfahren haben sollte. So stiegen im Dezember 2022 die Preise in der Eurozone nur noch um 9,2 % im Jahresvergleich. Das ist bereits ein deutlicher Rückgang gegenüber einer Steigerungsrate von 10,1 % im Vormonat. Darüber hinaus kam es im Jahr 2022 in fast allen Märkten, in denen die VIG-Versicherungsgruppe tätig ist, zu einem deutlichen Anstieg der Inflation.
In Österreich trugen insbesondere in den ersten drei Quartalen 2022 die Erholung im Tourismus sowie positive Impulse aus öffentlicher Verwaltung und dem Baugewerbe zum BIP-Wachstum bei (Q1: +9,2 %; Q2: +6,1 %; Q3: +1,7 %). Schwache Exporte und leicht rückläufige Investitionen führten trotz positivem Beitrag aus dem privaten Konsum zur Abschwächung der Wachstumsdynamik. Unter dem Eindruck der seit Dezember 2022 geltenden Strompreisbremse und einem allgemein sinkenden Druck auf die Energiepreise fiel auch in Österreich die Inflation auf 10,5 %, nachdem diese im Oktober mit 11,6 % ihren bisherigen Höhepunkt 2022 hatte.
In Zentral- und Osteuropa (CEE) deuten eine geringere Exportnachfrage und schwache Stimmungsindikatoren auf eine Kontraktion der Industrieproduktion hin. Die Industrieproduktion bewegt sich damit auf einem Niveau, welches seit der Rezession 2012 nicht mehr gegeben war. In einem solchen Umfeld ist eine technische Rezession bereits im 2. Halbjahr 2022 in Ungarn und der Tschechischen Republik sowie ein negatives 4. Quartal 2022 in Polen keine allzu große Überraschung.
Der private Konsum trägt mitunter getrieben durch massiv gestiegene Preissteigerungsraten ebenfalls zu einer allgemeinen Schwäche bei. Aber auch in CEE sollten Inflationsraten ihre Klimax überschritten haben bzw. kurz davorstehen. Allein Ungarn, mit einer späten Freigabe von bis dahin regulierten Kraftstoffpreisen, sollte den Höhepunkt der Preisentwicklung etwas später im Laufe des Jahres 2023 sehen. In Summe errechnen die Analyst:innen der Erste Group eine durchschnittliche Inflationsrate von 13,9 % für die Region CEE im Jahr 2022. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 4,5 % im Jahr 2021.
Ungeachtet des eher schwächeren Umfelds aller genannten Wirtschaftsräume bleibt die Beschäftigung auf gutem Niveau. Die Erste Group erwartet für 2022 eine Arbeitslosenrate von 4,8 % in Österreich (2021: 6,2 %). In CEE sollte die Rate der Unbeschäftigten von 5,4 % im Jahr 2021 auf 4,8 % für 2022 insgesamt fallen.