Wirtschaftliches Umfeld
Bestimmendes Thema – nicht nur für die Wirtschaft – war im Jahr 2020 unzweifelhaft die COVID-19-Pandemie. Massive und wiederholte Maßnahmen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, haben deutliche Spuren im Wachstum hinterlassen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Einbruch des globalen BIP im Jahr 2020 auf -3,5%.
Zentral- und Osteuropa war und ist ebenso von der COVID-19-Pandemie betroffen. Konsum und Investitionen gingen 2020 deutlich zurück, der Außenhandel fiel insgesamt im zweistelligen Bereich. Insbesondere im 2. Quartal 2020 haben die inländische wie auch die grenzüberschreitende Nachfrage erheblich gelitten. Wenn auch die Wirtschaftsleistung während der Eindämmungsmaßnahmen im Frühjahr 2020 in nie gesehenem Ausmaß eingebrochen ist, so war die darauffolgende Erholung in ihrer Dimension allerdings ebenso einzigartig.
Der hohe Anteil von Industrieproduktion und Exporten in Zentral- und Osteuropa war maßgeblicher Auslöser des Einbruchs im Frühjahr. Folgende Eindämmungsmaßnahmen der COVID-19-Pandemie im Laufe des Jahres hatten wesentlich geringere Auswirkungen, indem sich gerade die Industrieproduktion während der zweiten Infektionswelle als ausgesprochen resistent erwiesen hat. Dies im Wesentlichen, weil die ausländische Nachfrage stabil blieb und die globalen Wertschöpfungsketten diesmal nicht unterbrochen wurden.
Serbien hat nach vorläufigen Schätzungen der Analysten der Erste Group die geringsten negativen wirtschaftlichen Auswirkungen erlitten (reales BIP 2020: -1,0%). Dies war das positive Resultat eher kurzfristiger Eindämmungsmaßnahmen und massiver politischer Unterstützung zur Dämpfung der Krisenauswirkungen. Stark abhängig vom Tourismus rangiert Kroatien am anderen Ende der Skala mit dem regional höchsten BIP-Einbruch (reales BIP 2020: -8,5%). Auch Österreich gesellt sich aufgrund der Auswirkungen auf den Tourismus zu jenen Ländern mit schwächerem Wachstum (reales BIP 2020: -7,2%). Insgesamt wird für Zentral- und Osteuropa ein Wachstumseinbruch von -4,5% für 2020 erwartet.
Wenn auch die Arbeitslosenraten in der Region angestiegen sind, so bleiben sie im Vergleich zu etlichen westeuropäischen Märkten moderat. Regierungsprogramme und robuster Einsatz von Kurzarbeit haben hier geholfen. Erhöhte Ausgaben und gleichzeitig geringere Einnahmen haben naturgemäß Spuren in den Budgets der öffentlichen Hand hinterlassen. Zudem sind regionale Währungen nicht ohne Schwäche durch das Jahr gekommen. Besonders der ungarische Forint kam nahe an seine historischen Tiefststände. Ungeachtet des Währungseffekts gab es keine Auswirkungen auf die Inflation und hat damit den regionalen Zentralbanken unterstützenden Spielraum geliefert. Ungarn, Serbien und Rumänien haben die Zinsen gesenkt, andere Länder mögen noch folgen. Die sichtbarste Zinssenkung von 200 Basispunkten hat unwidersprochen die tschechische Nationalbank geliefert.